Bonifatius ("Wohltäter") Winfried
* etwa 672, Angelsachse. Missionar. OSB. Erzbischof. Gründet Bistümer. Seine strengen Kirchenreformen scheitern. 746 Bischof in Mainz. † 5.6. 754 Märtyrertod bei Dokkum. Apostel der Deutschen.
Der heilige Bonifatius ist der Apostel der Deutschen. Nach ihm ist das Bonifatiuswerk benannt, das im Osten Deutschlands hilft, Kirchen zu bauen und Gemeinden zu unterstützen. - Er ist mit Buch und Schwert am Altar abgebildet.
Sein wichtigstes Verdienst ist die Missionierung und Organisation der neuen Bistümer in Deutschland. Es galt, sie Rom anzugliedern.
Die Neuordnung der fränkischen Reichskirche war für Bonifatius die schwierigste Aufgabe. Die fränkischen Machthaber hatten die Bischofsstühle mit politisch und administrativ fähigen Adligen besetzt, deren Lebensweise und Interessen Bonifatius ein Dorn im Auge waren. Hinzu kam das im Fränkischen Reich besonders stark ausgeprägte Eigenkirchenwesen, das nicht mit den kirchenorganisatorischen Vorstellungen des Bonifatius harmonierte.
Mit der Ernennung zum Erzbischof durch Gregor III. im Jahr 732 erhielt Bonifatius die Erlaubnis, Bischöfe zu weihen und einzusetzen. Unterstützung fand Bonifatius beim bayerischen Herzog Odilo. Der Herzog wollte seine Selbstständigkeit gegenüber dem mächtigen fränkischen König wahren und unterstellte daher seine Landeskirche direkt dem Papst. Mit der Einwilligung des Herzogs und des bayerischen Adels konnte Bonifatius in Bayern drei neue Bischöfe weihen und die Bistumsgrenzen neu ziehen.
Nach dem Tod Karl Martells verbesserte sich die Situation für Bonifatius. Mit Unterstützung der neuen Machthaber Pippin und Karlmann errichtete er vier neue Bistümer, von denen Würzburg und Eichstätt Bestand hatten, Erfurt und Büraburg bald dem Bistum Mainz unterstellt wurden.
Die Germanen hatten vor Bonifatius keine Kirchen. Sie beteten zu ihren Göttern vor besonderen Steinen oder auch in der Nähe besonderer Bäume. Der Baum, der bei vielen Völkern dem höchsten Gott zugedacht ist, ist die Eiche. Der Name kommt aus einer Wurzel "aig". Damals ist sie weit verbreitet, auch im Mittelmeerraum, bei den Germanen, den Kelten und den Slawen ist sie bekannt. Die Eiche war dem jeweils höchsten Gott - Jupiter oder Donar ... - geweiht.
Im Hauptheiligtum der Hessen, der Chatten, in der Nähe von Geismar bei Fritzlar stand ein solcher, sehr mächtiger Baum. Hohl soll er gewesen sein und hatte im Innern eine Statue geborgen vom höchsten Gott. Der Überlieferung nach soll Bonifatius diese 724 gefällt haben. Aus dem Holz, so berichtet sein Biograf Willibald, habe der Missionar eine Kapelle gebaut. Man kann beim Lesen des Berichtes auf den Gedanken kommen, dass der wohl hohle Baum bereits von wenigen Schlägen umgestürzt sei.
Da die heiligen Bäume die Stärke der Götter darstellen sollten, lag der Gedanke nahe: wer einen heiligen Baum zu fällen vermag, ohne dass der "starke" Gott ihn schützte und den Frevler strafte, müsse stärker sein als dieser Gott. Wer den Baum fällt, ist stark. In Gegenden mit dem Brauch des Maibaumes kann man von Dorf zu Dorf ähnliche Wettbewerbe erleben. - Von einige Heiligen werden solche Aktionen berichtet: der hl. Martin in Gallien fällt eine Kulteiche, auch Hieronymus von Prag versucht es 1390 in Litauen. Andere Eichen wurden umfunktioniert zu christlichen Wallfahrtsbäumen. Die Eiche spielte in der Ikonografie als Mariensymbol eine Rolle: ihr Bild sei unter einer Eiche gefunden worden.
Bis heute ist die Eiche ein "deutscher" Baum. Neben der Linde ist die Eiche des Deutschen liebster Baum. Viele Lieder, viele Gasthöfe nannten sie. Die Armee und die Münzer nahmen und nehmen sich des Symbols an. Die erste gesamtdeutsche Münze mit Eichenlaub taucht 1875 auf: Silbermünzen von 50 Pfennig und einer Reichsmark. In damaliger Zeit werden viele Eichen gepflanzt als Zeichen der neuen Deutschen Reichseinheit. Bis zum Euro hat sich das Eichenlaub gerettet.
Hätten Sie 1936 einen Olympiasieg erworben, so hätte man Ihnen einen Eichensetzling neben Kranz und Medaille überreicht. Stieleichensetzlingen sollten die Deutsche Eiche in aller Welt gegenwärtig machen. Im Stillen ärgerte man sich, dass ein "schwarzer" US-Athlet gleich vier Bäumchen erhielt.
In unserer Kirche hat der hl. Bonifatius einen Platz, weil unter seinem Namen ein großer Beitrag zum Bau der Kirche gesammelt wurde. - Heute sind wir in der Position der Besitzenden. Es wäre sicher im Sinn des Heiligen, wenn die Weitergabe des Glaubens auch unser Anliegen würde.