Katharina ("Reine") von Alexandria.
Jungfrau und Märtyrerin, †(?) 307, Patronin der Philosophen, Kirchenlehrerin und Nothelferin.
Wenn in der stillen Zeit die Altarflügel geschlossen sind, sieht man im linken Teil in der Mitte eine Darstellung der heiligen Katharina von Alexandrien. Sie ist nicht die einzige Heilige dieses Namens. Sie ist eine der am meisten gefeierten Heiligen international.
Die Vielzahl der verwendeten Kennzeichen (Rad, Schwert, Buch bei uns, aber dazu auch wegen ihrer Abstammung offenes Haar und Krone oder Wulsthaube, Palme, Handkreuz, Li-lie, andere Blume, Tafel für die Wissenschaft, sogar ihr eigenes Haupt - eigene Hinrich-tung - …) weist auf eine Vielzahl von "Zuständigkeiten" hin: sie steht auch in der Reihe der vierzehn Nothelfer und gehört dort zu den "drei heiligen Madeln", virgines capitales, mit Margareta und Barbara - die weiblichen Gestalten in der "Normalreihe" der Nothelfer - ,. Zudem ist sie die Patronin der Jungfrauen und Dienstmädchen, der Arbeiterinnen und Schneiderinnen (die Pariser Modehäuser heißen "Catherinettes"), der Ehefrauen, der Hochschulen (Universität Eichstätt und Paris), Lehrer und Schüler, der Theologen, Philosophen und Gelehrten, der Redner und der Bibliotheken. Spitäler rufen sie als Patronin an, Töpfer, Spinner, Seiler, Schiffer, Gerber, Tuchhändler, Buchdrucker, Schuhmacher und Näherinnen, aber auch die Anwälte und Notare. Sie schützt die Feldfrüchte.
Sie hilft bei Migräne und Krankheiten der Zunge, sie hilft auch beim Auffinden von Ertrun-kenen. In Halle klingt natürlich die Universität an, in Halle war zudem Schwimmunterricht und Retten aus Wassernot, besonders durch die Halloren, angesagt.
Sie soll mit einem mit Messern bewehrten Rad gefoltert worden sein, so wurde sie die Patronin der Wagner, Müller, Scherenschleifer und Barbiere.
Weil Milch aus ihren Wunden geflossen sei, wurde sie die Patronin der Ammen. Sie wird gegen Angina und gegen Würmer angerufen (weil bei der Übertragung auf den Sinai Öl aus dem Sarkophag gelaufen wäre, das sie vor den Würmern bewahrt hätte). Sie ist die Patronin der Schweizer Kantone Wallis und Sitten, der Stadt Fribourg.
In Halles Umgebung gehört sie nach Ammendorf, in die Kapelle in "Kapellenende" in Reideburg, mit Michael und Georg in eine ehemalige Kapelle am Friedhof des Neuwerks, sie ist Patronin der Kirchen in Mitteledlau, Plößnitz und der Schlosskapelle in Rothenburg. Ihr Fest wird am 25. November gefeiert.
In der Ostkirche zählt sie zu den heiligen Kaiserinnen (Tochter des Königs Costus von A-lexandrien). Deshalb ist sie auf Ikonen immer sehr prachtvoll gekleidet. Wer die kapadokischen Höhlenkirchen in der Türkei besucht, wird auch auf ihre Darstellung gestoßen sein. In Soest, unserer Partnerstadt, sieht man eine alte - um 1260 - entstandene Darstellung als Wandmalerei in der Kirche Maria zur Höhe.
Über siebzig Kurz-, Kose- und Nebenformen dieses Namens zeigen darauf, dass Kathari-na international bekannt ist.
Wer mehr über sie erfahren will, wird Legenden aus ihrem Leben heranziehen, weil über sie selber kaum etwas nachweisbar ist. Eher sieht es so aus, dass eine große Zahl von Erzählungen und Mythen auf sie bezogen wurde. Ihr Fest ist 1969 aus dem offiziellen Festkalender in Rom entfernt worden.
Schwierig wird es schon, weil ihr Name nur gekürzt auf uns kam: jeder weiß, dass sie in Russland Ekaterina heißt. Die Ableitung vom griechischen Wort "rein" ist erst sehr spät.
Ihre Insignien erhielt sie auch, immer wieder erweitert, erst im Laufe der Zeit. Das Rad war zuerst vollständig und sehr klein, erst später dann groß und zerbrochen. Alle ihre Kennzei-chen kommen erst nach und nach zur Darstellung und bringen erklärende Berichte mit.
Die Erzählungen über unsere Heilige kommen aus zwei Quellen: ostkirchliche Darstellungen berichten über sie ohne eine Übertragung der Gebeine nach Sinai, griechische nennen die im 8. Jahrhundert erfolgte Übertragung in das heutige Katharinenkloster (andere: Auffindungsstelle, weil von Engeln dorthin getragen).
Wer in Jerusalem war, pilgerte gerne zum Sinai. Es ist sehr schwer, zwischen widersprüchlichen Legenden und Tatsachen zu unterscheiden. Es kommt sogar vor, dass sie plötzlich Dorothea genannt wird, im Mittelalter hat man dann die heilige Dorothea ihr beigesellt (vier heilige "Madeln").
Katharinas Lebensgeschichte erinnert in ihrer ersten Zeit an das Märchen von König Drosselbart: Katharina weist alle Bewerber -sie ist ein sehr schönen Mädchen - spottend zurück: zu arm, zu klein, zu groß, zu stolz…
Wer ihrem Anspruch nicht entsprach, konnte sie in einem Spiegel erkennen (Schneewittchen?): es fehlte jedem entweder an Adel oder Schönheit, an Weisheit oder Reichtum…
Ein Einsiedler öffnet ihr die Augen, sie erkennt ihre Fehler und wird getauft. Sie wird mit Christus vermählt. Statt beim Fest den Göttern zu opfern, diskutiert sie mit dem anwesenden Kaiser gegen die Opfer.
Kaiser Maxentius ruft die klügsten Männer zusammen, um Katharina zu überführen, Katharina aber bekehrt diese. Zur Strafe richtet der Kaiser die Philosophen hin. Katharina aber wird gefangen genommen, gefoltert (mit einem gespickten Rad), heilt aber ungewöhnlich schnell (vgl. Spitälerpatronat). Schließlich wird sie 306 enthauptet.
Der 25. November, ihr Gedenktag, ist in der landwirtschaftlichen Gesellschaft sehr wichtig: das Wetter wird genau beobachtet, ob der Winter warm wird oder nicht. Bauernregeln nennen sie. Die Weidezeit ist zu Ende. Die Schafschur beginnt. Mägde und Knechte erhal-ten ihren Lohn. Das gibt Anlass zu Trunk und Tanz - bis heute. Dann folgt Tanzruhe bis zum Fasching. - Grün (Hoffnung) und Gelb (Katharinas in Milch verwandeltes Blut) sind ihre Farben, sie trägt einen so gefärbten Hut in Paris. Wer von den Pariser Modistinnen älter als 25 Jahre ist und unverheiratet, der steckt ihr wertvolle Nadeln in den Hut, damit sie einen Mann erhalten.
Heute stehen im Vordergrund der Verehrung Katharinas Bildung und Philosophie.