Vinzenz von Paul ("der Siegreiche")
Priester und Ordensstifter, CM, geboren 24.4.1581, Frankreich; † 27.9.1660, Patron der karitativen Vereine.
In der Predella des Hauptaltares [italienisch "Stuhl", "Sockel", die Staffel, der Unterbau eines Flügelaltars] inunserer Propsteikirche ist links, spiegelbildlich zur heiligen Elisabeth, in der Mitte der heilige Vinzenz von Paulabgebildet. Beide sind die Heiligen der Nächstenliebe, auch wenn sie aus verschiedenen Zeiten stammen.
Am 24. April 1581 wurde Vinzenz geboren und bereits mit 19 Jahren zum Priester geweiht. Er war Südfranzose undaußerordentlich temperamentvoll. Er begab sich nach seiner Weihe in viele Abenteuer und wollte alles kennen lernen,was die Welt damals bot. Sein erster Lebensabschnitt in dieser Zeit ähnelt dem des Freiherrn von Münchhausen(Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von, genannt der Lügenbaron, Offizier und Gutsbesitzer, geb. Bodenwerder 11. 5. 1720,gest. ebenda 22. 2. 1797).
Vinzenz macht Schulden und flieht. Er wird von Seeräubern aufgebracht und gerät in Gefangenschaft.Er wird in die Sklaverei verkauft und arbeitet bei einem Fischer. Ein Alchimist nimmt ihn in sein Labor. Später arbeiteter bei einem ehemaligen, jetzt zum Islam übergetretenen Franziskaner. Er bekehrt ihn. Vinzenz ist etwa 1608 wieder inFrankreich.
1610 erlebt er eine Bekehrung. Maßgeblich daran ist Pierre de Berulle beteiligt. Vinzenz beginnt ein völlig anderes Leben.Unermüdlich sorgt er sich um Galeerensträflinge, um Kranke und um Kinder. Er fragt nach den Nöten sei-ner Tage und bekämpftsie: er ist der Begründer der Caritas in der Neuzeit. 1617 gelobt Vinzenz, sein Leben mit den Armen zu verbringen. 1625gründet er einen Orden: die "Kongregation der Mission", auch die Lazaristen [CM] genannt. Er reist umher und stellt seineÜberzeugung in 800 "Volksmissionen" dar. Er gründet Priesterseminare und errichtet Exerzitienhäuser.
Vinzenz gründete 1633 mit Luise de Marillac die Vinzentinerinnen (" Die Töchter der Liebe" FdC). Luise ist Witwe(geb. am 12. August 1591; 1625 Witwe; und Ordensgründerin in Paris und stirbt am 15. März (ihr Festtag) 1660. Sie wurde1934 in den Kanon der Heiligen aufgenommen.
Die Vinzentinerinnen sind damals in der Geschichte der Kirche eine Wiederholung einer früheren Lebensform; den Beginenähnlich sind sie eine Gemeinschaft ohne Profess und ohne Klausur.
Vinzenz starb am 27. September 1660 in Paris. Seine Gebeine ruhen in der Pariser Lazaristenkirche, sein Herz in derKathedrale von Lyon. Vinzenz wurde 1737 heilig gesprochen.
Vinzenz lehrt uns, die aktuelle Notsituation zu erkennen und den heutigen Notleidenden zu helfen. Heute geht es wenigerum Galeerensklaven. Er ist Patron der helfenden "Vinzenzkonferenzen", Patron der Kinder, der Galeerensklaven, derGefangenen, er ist Patron der Geistlichen und ihrer inneren Stärkung, auch Patron zum Wiederfinden verlorener Dinge.Krankenhäuser sind nach ihm benannt.
Die Not und Sorge um die Neugeborenen war sehr groß in der Zeit, als sein Bild in die Kirche kam: um das Jahr 1895strömten zahllose junge Mädchen vom Land in die rasant wachsende Stadt Halle. Oft wurden sie mit einem unehelichen Kindsitzen gelassen. Neben der Kirche entstand das Elisabethhaus, in dem Kinder aufgenommen wurden. - In der heutigen Zeitder Kinderfeindlichkeit und des Sterbens ausgesetzter ungeliebter Neugeborener erinnert er uns an die Einrichtung"Babynest" oder auch "Babykorb" ganz nahe bei der Kirche. So kann heute versucht werden, Kindern zu helfen, die andernfallsohne Pflege umkommen würden.
Vinzenz sagte: Man tötet jemanden, wenn man ihm seine Ehre raubt.